Blutvergiftung oder Starrkrampf

Im öffentlichen Sprachgebrauch wird die Blutvergiftung (Sepsis) oft mit der Erkrankung Starrkrampf verwechselt (und vice versa) und so kriege ich oft zu allen möglichen und unmöglichen Uhrzeiten die Anfrage, was soll ich tun, ich muss in den Notfall, welche Impfung soll ich machen…. Mit diesem Blog möchte ich meinen PatientInnen und auch anderen interessierten LeserInnen eine Hilfestellung bieten.

Blutvergiftung (Sepsis)

Die Blutvergiftung entsteht dann, wenn das Blut mit Keimen, in den allermeisten Fällen Bakterien, seltener Pilz oder Viren, überschwemmt wird und das Immunsystem keine Chance hat, die Menge der Keime einzudämmen.

Leider meinen viele Menschen noch heute, wenn sie gegen Starrkrampf geimpft seien, würden sie keine Sepsis bekommen. Dem ist nicht so!

Im Prinzip kann jede noch so kleine Eintrittspforte (Schnitt, Biss, Stich von Tieren, Menschen oder Gegenständen, auch nach Operationen) aber auch bereits vorhandenen Infekten wie z.B. Harnwegsinfekten oder HNO-Infekte im Körper eine Sepsis machen.

ABER – in der Regel reagiert unser Immunsystem entsprechend und angemessen und beseitigt den Erreger. Anders ist dies bei der Sepsis der Fall – hier vermehren sich die Erreger übermässig und gelangen in die Blutbahn. Das Immunsystem ist zu weniger schlagkräftig um den Erregern Einhalt zu gebieten.

Gefährdet sind Menschen mit Vorerkrankungen (geschwächtes Immunsystem) und / oder mit einen schlechten Stoffwechsel.  

Eine Sepsis ist eine potentiell gefährliche, möglicherweise sogar tödliche Erkrankung und muss zwingend vom Arzt / Notfall / Spital behandelt werden (hier gibt’s keine Hilfe von Heilpraktikerin oder Homöopathen – in diesem Fall, don’t call me 🙂 ). Da es sich in der Regel um bakterielle Infekte handelt wird Antibiotika verabreicht (venöser Zugang, oft über mehrere Tage, Hospitalisierung notwendig).

Anzeichen für eine Sepsis

  • die Haut (resp. das Hautareal) fühlt sich sehr heiss an
  • die Haut ist blass bis grau
  • Schüttelfrost und Fieber über 38°C
  • sehr junge oder ältere Patienten haben bei einer Sepsis eher eine Untertemperatur (weniger als 36°C) oder Normaltemperatur
  • der Atem ist stark beschleunigt
  • Herzfrequenz ebenfalls beschleunigt
  • sehr schlechter Allgemeinzustand, Patient kann verwirrt sein

Ob eine Sepsis vorliegt, kann durch eine Blutlaboruntersuchung festgestellt werden (Arzt, Spital). Natürlich kommen einige obgenannten Symptome auch bei einer Lungenentzündung vor, das Blutbild (CRP Wert) wird hier aber Klärung liefern.

Grundsätzlich und kurz zusammengefasst: jeder Infekt, sei er noch so klein, hat das Potential eine Sepsis hervorzurufen. Eine gute Grundgesundheit, eine gute Wundversorgung (Desinfektion), ein intaktes Immunsystem und ein dem Alter entsprechender Stoffwechsel sorgt hier aber für ausreichend Abwehr und so bekommen wir trotz allem und zum Glück sehr selten eine Sepsis.

Starrkrampf (Tetanus)

Starrkrampf ist eine sehr viel seltenere Erkrankung als die Sepsis. Auch hier werde ich sehr oft angefragt, ob eine Auffrischung der Starrkrampf-Impfung gemacht werden müsse.

In der Schweiz wird gemäss dem aktuellen Impfplan Starrkrampf zusammen mit Keuchhusten und Diphterie (oft auch mit Poliomyelitis und Haemophilus influenzae gleichzeitig geimpft), dies im Alter von 2, 4 und 12 Monaten. Die Auffrischung (von Starrkrampf, Diphterie und Keuchhusten) wird zwischen dem 7 und 10 Lebensjahr gemacht und gegebenenfalls mit 15 Jahren erneuert. Später dann alle 20 Jahre eine Auffrischimpfung (Diphterie, Tetanus und Pertussis).  

Schon alleine deshalb – wenn sich Familien zum klassischen Impfplan entscheiden – macht eine erneute Impfung zwischendurch keinen Sinn (darauf geh ich untenstehend ein).

Zuerst einmal – was ist Starrkrampf?

Starrkrampf, also eine Tetanuserkrankung, wird ebenfalls durch Bakterien verursacht (Clostridium tetani), jedoch nicht vom Bakterium selbst sondern von seinen Sporen. Das Bakterium überlebt nur im anaeroben Bereich, also dort, wo kein Sauerstoff hinzukommt. Kommt aber welcher hinzu (Wunde hat Zugang zu frischer Luft), sterben diese Bakterien ab. Schwierig wird es, wenn man sich eine Wunde zufügt, bei welcher sich die Haut schnell verschliesst (zB tiefer Stichwunde mit einem Messer / anderem Gegenstand, welcher im anaeroben Bereich war und so die entsprechenden Bakterien an der Oberfläche hat. Also eine Mistgabel, die im Miststock war und direkt tief in die Haut eindringt wäre so ein Paradebeispiel).

Anders gesagt, Wunden, die normalerweise im Alltag vorkommen, sind bedenkenlos hinsichtlich Starrkrampf: Schürfungen, Schnittwunden mit einem Küchenmesser (da ja per se sauber und an der Luft gewesen), Prellungen, Quetschungen, stumpfe Schläge auf Kopf oder Gliedmassen, Verbrennungen, aufgeschlagene Fuss- und Fingernägel an einem Gegenstand, der an der Luft war etc.

Es sind schlussendlich sehr wenige Verletzungen die eine erneute Impfung verlangen (und schliesslich sollten die bereits erhaltenen ja ihren Job tun…). Alternative zur Impfung weiter unten!

Wenn jemand nicht geimpft ist und es sich um eine solche Verletzung handeln sollte (Mistgabel-Beispiel, schwerer Unfall im Wald oder auf dem Feld, mit viel Schmutz aus der Erde oder Gegenständen, die in der Erde gelegen sind!, mit einer Wunde, die lange Zeit nicht gesäubert und desinfiziert werden kann und keinen Zugang zu sauerstoffreicher Luft hatte) empfiehlt sich eine Tetanus-Immunglobulin-Behandlung (wird durch medizinisches Personal gemacht, im Spital oder via Rettungsdienst). Eine Tetanus-Immunglobuli-Behandlung hilft dem Immunsystem JETZT mit dem Erreger klar zu kommen (kann nicht präventiv gemacht werden im Gegensatz zur Impfung).

Tetanus ist also auch keine Erkrankung, die von Mensch zu Mensch übertragen werden kann.

Anzeichen für eine Tetanus-Erkrankung?

Eine Tetanus-Erkrankung zeigt sich mit einer heftigen Muskelverkrampfung, beginnend oft im Gesicht (Patient kann nicht mehr pfeifen und hat ein statisch lächelndes Gesicht, sogenanntes «Teufelsgrinsen»). Diese Muskelkrämpfe befallen nach und nach den ganzen Körper und können so heftig sein, dass die Knochen brechen. Es ist ein äusserst schmerzhafter Vorgang und die Erkrankung muss intensivmedizinisch behandelt werden.

Jährlich erkranken durchschnittlich 2 Menschen in der Schweiz an Tetanus, wovon eine Person verstirbt. (Quelle: BAG)

Tetanus (admin.ch)  (Link zu pdf auf dieser Seite ersichtlich)

„In den Jahren 1974–2007 wurden dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) 59 Tetanusfälle gemeldet. Dem Bundesamt für Statistik (BFS) wurden in der gleichen Zeitspanne zusätzlich 37 Todesfälle durch Tetanus gemeldet, von denen das BAG keine Meldung erhalten hat.“

Mehr zum Thema Impfen oder Nicht gibts im Podcast der Heikundlichen Rundreise – sehr zu empfehlen 🙂 Hier gehts zum Pocast.

Falls du eine Operation anstehen hast und dich heilkundlich oder homöopathisch behandeln möchtest, damit die Wunden schneller heilen und du entsprechend weniger lange Schmerzen hast (und weniger Medis benötigst)? Dann empfehle ich dir wärmstens mein online Produkt „Post Operation“ – alles Wissenswerte und Hilfreiche nach Operationen .