„Mein Mann und ich hatten die Magendarmgrippe, wir geben unseren Kindern ebenfalls seit Sonntagabend Arsenicum album prophylaktisch.“ schreibt mir eine Patienten.

Bitte nicht, schreibe ich zurück. Bitte keine homöopathischen Mittel vorgängig geben, wenn wir noch gar nicht wissen, ob die Kinder ebenfalls krank werden. Und ob es dann auch das gleiche Mittel sein wird (möglicherweise ist es das gleiche – aber manchmal eben nicht). Die Homöopathie nimmt auf, was da ist. Und wenn keine Erkrankung da ist – müssen wir auch nichts einnehmen.

Das Thema dahinter ist die „homöopathische Mittelprüfung“. Denn mit ebendieser werden neue homöopathische Mittel geprüft, bei welchen Symptomen denn das Mittel einzusetzen wäre. Und dazu erhalten Menschen ein Mittel (sie wissen nicht welches) über eine längere Zeit mehrfach verabreicht, um herauszufinden, welche Symptome sie machen. Wenn nun die meisten aufschreiben „ich bekam wässrigen Durchfall, musste mich erbrechen, ich hatte zwar Durst aber konnte immer nur kleine Schlucke trinken, ich war enorm müde und trotzdem hatte ich eine innere Unruhe“ etc. dann weiss man, dieses Mittel kann genau bei diesen Symptomen (wässriger Durchfall, erbrechen….) eingesetzt werden.

Auf diese Art werden neue Mittel erforscht und dann in die Bücher aufgenommen.

Als Beispiel: wenn dein Kind nun von einer Zecke gebissen worden ist, und du an drei aufeinander folgenden Tagen 1 x 3 Ledum C30 verabreichst, ist das eine Sache.

Wenn dein Kind aber jede Woche mehrmals von einer Zecke gebissen worden ist, dann würdest du ja über viele Wochen immer täglich 1 x 3 Ledum geben. Dieses Mittel wird eingesetzt einerseits nach Tierbissen (eben Zeckenbiss), es kann aber auch bei andern Beschwerden (Gicht beispielsweise) eingesetzt werden. Und so wollen wir zwar „Tierbiss“ abdecken, aber nicht wiederholt – denn dann könnten wir die andern Themen dahinter auch hervorholen, das wäre dann eben eine Mittelprüfung.

Was also tun, wenn dein Kind mehrfach von Zecken gebissen wird? In diesem konkreten Fall hier – anstelle den Sommer durch häufig Ledum C30 zu verabreichen, besser auf Geranium robertianum von Ceres wechseln – und auch hier, drei Wochen am Stück maximal und dann aufhören.

In diese Sinn – keine vorgängige Verabreichung von homöopathischen Mitteln. Denn wir wissen nie, was auf uns zukommt (es könnte sich ja um eine anderes Mittel handeln, welches viel besser passen würde) und wir wollen auf keinen Fall eine Mittelprüfung machen. Und nein, ich nehme auch kein Arnica C200 VOR einem zahnärztlichen Eingriff – das mache ich danach.

Und so sind auch andere feinstoffliche Mittel mit Bedacht zu wählen. So lange wie nötig und auch so präzise wie möglich. Das gilt für Ceres Mittel, spagyrische Mischungen – sogar für Tee oder Gemmomittel. Denn jedes Mittel hat eine Hauptthematik, aber auch weiterführende Themen. So kann sogar Tee, immer die gleiche Sorte über viele Monate, gewisse Funktionen im Körper verändern. So sind einige Teesorten stark austrocknend (Ingwer beispielsweise). Ingwer mit seiner heissen und trocknenden Qualität ist super bei feucht-kaltem Schnupfen – ist aber weniger geeignet, wenn alle Schleimhäute zwischen Nase und Vagina schon trocken sind.

Darum – kein homöopathisches Mittel OHNE klare Indikation über längere Zeit einnehmen, keine Prophylaxe. Auch bei pflanzlichen Mitteln immer wieder schauen, ob es noch passt oder ob es eine Adaption benötigt. So wechsle ich auch die Teesorten immer wieder, nach ein paar Tagen mische ich andere Kräuter zusammen, so dass es keinen Gewöhnungseffekt gibt, aber eben auch keine Verschiebung der Körpersäfte.

Du willst mehr Heilkunde, gut erklärt, umsetzbar für die ganze Familie? Dann gehört mein Buch „Naturheilpraktisch – Kinderheilkunde leicht gemacht“ erst gelesen und dann in deinen Bücherschrank 🙂