Hast du  auch schon festgestellt, dass die Untersuchungstermine passenderweise auf die Impf-Termine gelegt werden? Oder anders gesagt – man impft dann, wenn man das Kind zur Kontrolle bringt (zumindest in den ersten paar Lebensmonaten sind die Kontrolltermine mit dem Impfterminen mehrheitlich identisch).

Natürlich, es ist logistisch sinnvoller, wenn beides zum gleichen Zeitpunkt gemacht wird. Bis man merkt, dass man vielleicht nicht alles impfen möchte oder später und schon fällt das gesamte Terminkonstrukt bei den Kinderärzten zusammen. So erzählen es mir viele Eltern („da stimmt nachher der ganze Impfplan nicht mehr“).

Ohr dear, es geht da um ein Kind, nicht ums Outlook.

Braucht es diese Kontrolltermine?  

Wenn du mich fragst: nein. Sie sind weder Pflicht noch sind sie in jedem Fall hilfreich. Denn niemand kennt dein Kind besser als du! Ich war mit meinen Kindern insgesamt 3 x in diesen Kontrollen (der Sohn 2x bis zum Schuleintritt, die Tochter 1 x und danach alles mit den Kontrollen in der Schule, da sind sie ja nicht mehr so häufig. Mit ca. 6j, 10j und 15j).

Wenn du unsicher bist, weil es dein erstes Kind ist, ja sicher, dann kann es durchaus hilfreich sein, wenn jemand Erfahrenes das Kind anschaut. Aber das muss nicht in jedem Fall ein Kinderarzt sein, sondern regelmässige oder auch unregelmässige Besuche bei der Müttern- und Väterberatungs-Stelle können schon mal ganz viel Klarheit und Sicherheit geben.

Meine „Bibel“ war „Babyjahre“ von Remo Largo (muss in jedem Bücherregal stehen), da kannst du nachlesen, in welcher Zeitspanne es normal und vor allem natürlich ist, wann ein Kind sich aufziehen kann, wann es wie krabbeln kann, aber auch Grösse, Gewicht, Perzentile, erstes Sprechen etc. So war die Leitplanke bei der Entwicklung schon mal gelegt. Die meisten „Tests“ kannst du selber machen: Kann das Kind mit dem Finger auf den kleinen Hasen im Wimmelbuch zeigen? Sieht das Kind den Ballon am Himmel, den Flieger? Wenn die Kinder nicht dem Schema entsprechen, dann ist ein Gang zum KiA angezeigt.

Nicht jeder Kinderarzt kann und will sich ausreichend Zeit nehmen, um mit deinem Kind einen guten Kontakt herzustellen. Seien wir ehrlich, viele Kinder brauchen fast bis zu einer Stunde, bis sie mit jemand Fremden eine leise, schüchterne Kommunikation aufbauen. Bei den Kontrollen ist das gar nicht möglich.

Ich bin der Meinung – jede Familie kann etwas dazu beitragen, dass die Arztpraxen nicht ständig überfüllt sind mit Menschen (auch kleinen Menschen), die gesund sind.

Kennst du VRANNI? Wenn nein, kann dies helfen, dich zu entscheiden, ob du jede empfohlene Untersuchung wahrnehmen möchtest oder doch lieber den halben Tag (den du einplanen musst) mit deinem Kind draussen verbringen möchtest:

VRANNI steht für:


V = Vorteile = Welche Vorteile hat es, wenn die vorgeschlagene Maßnahme angewendet wird?

Ist es zum Vorteil, wenn mir der KiA bestätigt, dass mein Kind sich völlig normal entwickelt, wenn ich dies selber schon gedacht und gefühlt habe?


R = Risiken = Welche Risiken bestehen?

Welches wäre das Risiko, wenn ich etwas verpassen würde (z.B. dass das Kind nicht gut sieht oder hört? Kann man da später auch noch therapieren? Ja natürlich).


A = Alternativen = Gibt es Alternativen? Welche?

Nichts unternehmen, keine Tests machen sind manchmal auch eine Alternative. Nicht immer ist Aktion (was oft auch Stress bedeutet) die erste, beste Wahl.


N = Notfall – Handelt es sich um einen Notfall?

Kontrollen beim KiA sind keine Notfälle. Sie können verschoben werden oder auch ohne neuen Termin ausgelassen werden.


N = Nichtstun = Was passiert, wenn nichts unternommen wird?

Nichts. Man kann sich einen freien Nachmittag gönnen. Wenn du merkst, da stimmt was nicht, dann gehst du zum Arzt. Auch ausserhalb der vorgesehenen Kontrolltermine.


I = Intuition = Was sagt das Bauchgefühl der Eltern?

Keiner kennt euer Kind besser als ihr Eltern. Sagt der Bauch Ja, unser Kind ist gesund, dann ist es ein Ja. Sagt der Bauch, das möchte ich abgeklärt haben, dann ist auch dies richtig.

Um Sicherheit zu haben, hier meine drei Empfehlungen:

  1. Suche dir eine Mütter- und Väterberatungsstelle, die dir passt. Herzliche, offene, lässige Beraterinnen machen es dir einfacher.
  2. Babyjahre“ von Remo Largo. Ein Muss.
  3. Naturheilpraktisch – Kinderheilkunde leicht gemacht“ ein weiteres Muss. Für mehr Autonomie in der Familie.