Ein paar Gedanken zu den Bakterien

Bakterielle Infekte sind nicht gleich zu behandeln wie virale Infekte. Weiss mittlerweilen jeder und gottlob wird nicht mehr prophylaktisch bei jeder Bronchitis afe mal Antibiotika dazugegeben «falls es noch was Bakterielles darauf geben könnte». In Zeiten von Lieferengpässen von Antibiotika macht es Sinn, ausschliesslich gezielt und ein genau passendes Medikament abzugeben. Antibiotika-Resistenzen ist ein weiteres Thema, welches uns alle in den nächsten Jahren enorm beschäftigen und begleiten wird.

Weisst du was Mitochondrien sind? Es sind die Kraftwerke der Zellen. Ja, so lernt man das und endlich kann man sich was darunter vorstellen: unsere Zellen sind aufgebaut aus unterschiedlichen Teilen. Die Mitochondrien sind ein Teil davon. Und – sie sind öppe gleich gross wie Bakterien und sehen auch noch so aus.

Wenn ich Patienten habe, die wiederholt bakterielle Infekte machen frage ich mich immer wieder: wie sieht es denn mit dem Lebens-Kraftwerk dieser Person aus? Wie viel Holz hat sie noch zu Verfeuern, wie viel Strom ist vorhanden?

Wo fehlt es an Lebensfeuer (pre-Burnout oder sogar schon im Burnout?) und wo fehlt es an Erholung? An Pausen? Hat der Patient von Anfang an wenige Holz geliefert bekommen und muss seine Energie behutsam einteilen?

Gerade Kinder, die eine eitrige Mittelohrenzündung nach der nächsten machen («wir mussten letztes Jahr nur 3 x Antibiotika geben wegen ihren Ohren») sollten sich diese Frage einmal stellen: kann mein Kind sich gemäss seinem Energiehaushalt entwickeln oder rennt es hintennach? Und da meine ich, ist das Kind auf allen Ebenen reif genug für die Spielgruppe oder den Kindergarten oder halten wir uns einfach an die Empfehlungen? Wäre es vielleicht angebracht weniger Termine an den Wochenenden zu haben, weniger Besuch? Erschöpfung kann auf vielen Ebenen stattfinden (bei Kindern wie bei Erwachsenen). Denken wir an die Reizüberflutung, an die enorme Leistungsansprüche (von Schule, vom Kind an sich selber, der Eltern etc).

Wir wissen alle, das man sich nach einem Infekt erholen muss (die Erholung findet nicht während des Infektes statt, da ist der Körper hart am Arbeiten) – also gönnen wir unseren Kindern ausreichend Erholung nach der Erkrankung? Oder geht’s schon wieder ab in den KIGA, Spielgruppe, Kita? Einen Tag fieberfrei zu Hause und eigentlich schon wieder fit tut dem Kind sehr gut. Langeweile ist gesund für die Gehirnentwicklung, nützen wir diesen Tag und lassen wir es dem Kind so richtig langweilig sein.

Ein paar Gedanken zu den Viren

Demgegenüber steht der virale Infekt. Es wird immer wieder laut oder leise darüber diskutiert, ob es Viren überhaupt gäbe, denn man könne diese gar nicht sehen. Dies hat mich auf eine Gedankenreise gebracht.

Gesetzt der Fall, man kann Viren nicht sehen und nur deren Endprodukt – und trotzdem erkranken wir. Oft haben viele Menschen die gleichen Symptome, ungefähr gleich lange Erkrankungszeit…Wenn Bakterien das Energiesystem betreffen, so betreffen die unterschiedlichen Viren unser Informationszentrum. Es sind informative „Erkrankungen“, die wir haben. Oder – wir lernen mit diesem viralen Infekt.

Was lernen wir denn? Das frage ich mich (ständig) 🙂

Diesen Winter (November / Dezember 2023) habe ich so viele Familien in der Praxis (besser: am Telefon), die von einem Infekt in den nächsten rasseln, und ich rede nicht nur von ein bisschen Schnupfen. Was kann man da lernen? Ich sehe diese Infekte eher als eine kollektive Lernherausforderung. Denn es bringt unsere Gesellschaft an den Anschlag – ganze Abteilungen werden nur auf Halbmast gefahren, in Schulklassen fehlen viele Kinder, Lehrer rufen bei den Eltern an und fragen, was denn nur mit dem Kind los sei, die überquellende Arbeit wird auf die verbleibenden aufgeteilt, Überstunden müssen geleistet werden.

Darum meine ich – es ist ein Lernprozess für das Kollektiv. Sind wirklich alle Termine unabdingbar? Gibt es wirklich nötig, dass wir uns Ende Jahr so viel aufladen? Letzthin hab ich in einem Interview gehört, dass unser Leben halt linear sei, das heisst, wir bewegen uns alle von Punkt A zu Punkt B in einer vorgegeben Zeit mit einem vorgegebenen Ziel. Blödsinn.. das meinen wir nur – die Kalender funktionieren so, aber die Biologie und unser Körper funktioniert sicher nicht linear.

Das Leben ist manchmal chaotisch (noch nicht hervorsehbar, in welche Richtung es sich entwickelt) und variabel-linear. In der Natur blühen auch nicht alle Felder zur gleichen Zeit, nicht jedes Jahr schneit es auf den Tag genau gleich viel. DAS würde es zum Lernen geben. Natürlich haben wir ein Zeitkontinuum, in welchem wir uns bewegen, aber werden wir endlich wieder flexibel bei Abgabeterminen, bei Projektarbeiten, bei Vereinbarungen. Es wäre näher bei der Biologie denn bei einer statischen Planung.